
Ein Tierkopf auf einem menschlichen Körper wirkt wie eine Maske: er schützt, verwandelt und erlaubt uns, anders zu erscheinen. Schon immer haben Masken Grenzen verschoben – zwischen Mensch und Tier, Realität und Spiel. Wenn ich solche Figuren entstehen lasse, interessiert mich genau dieses Spiel mit Rollen und Identitäten.
Dabei greifen die Bilder auf Archetypen zurück. Sie tragen Eigenschaften, die wir kennen, fürchten oder bewundern. Indem ich diese Archetypen ins Bild setze, hole ich alte Symbole in eine neue Form. Sie zeigen, wie stark unsere Vorstellungen von Tier und Mensch miteinander verwoben sind.
Seit Jahrtausenden erschaffen wir Mischwesen. In Mythen tragen sie Tierköpfe, in Fabeln sprechen sie mit menschlicher Stimme. Solche Gestalten sind Spiegelbilder unserer eigenen Natur, halb vertraut, halb fremd. Wenn ich heute solche Bilder erzeuge, fühle ich mich in einer langen Tradition – nur die Werkzeuge haben sich geändert.
Neben Symbolik und Projektion geht es mir bei den Tiermenschen auch um das Spielerische. Das Absurde lädt zum Lachen ein, das Unmögliche zum Staunen. Es entstehen Räume, in denen die normalen Regeln aufgehoben sind. Wenn ich solche Figuren erschaffe, nehme ich Teil an einem Spiel: Ich probiere ohne feste Vorgaben andere Rollen aus, die mir mal mehr Leichtigkeit, mal mehr Ernst geben. Es ist ein bisschen wie Verkleiden in meiner Kindheit – nur dass meine Kostüme heute digital sind.
Verfremdung als Ausdruck
Je realer die Darstellung, desto stärker das Unwirkliche. Der Effekt liegt gerade in dieser Spannung: Das Bild wirkt wie eine Fotografie, und doch zeigt es etwas, das es so nicht geben kann. Wenn ich den Menschen mit einem Tier verbinde, macht die Unstimmigkeit es dennoch möglich, einen Charakter klarer sichtbar zu machen. Gerade im Bruch entsteht ein neuer Ausdruck, der über das Offensichtliche hinausweist.
Ob in Mythen oder Maskenspielen – wir haben uns immer schon in andere Wesen hineinversetzt. Heute geschieht das durch digitale Filter, Avatare und KI. Wenn ich Mensch-Tiere erschaffe, setze ich diese alte Praxis fort. Für mich ist es ein Experimentierfeld, ein Spiegel dafür, wie wir uns darstellen, verwandeln und neu erfinden wollen.
Mehr zu meinen Abenteuern und Midjourneys findet ihr auf Insta: @diegiesedigital





